Personalentwicklung & Qualifizierung

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Personalentwicklung & Qualifizierung

„Fachkräftemangel“ ist eine der am häufigsten genannten Herausforderungen bei den Versorgungsunternehmen, aber auch im Baugewerbe. Um den Erhalt und den Ausbau der Infrastruktur zu gewährleisten, gilt es in den kommenden Jahren zukunftsorientierte Personalstrukturen aufzubauen. Es ist 5 vor Zwölf, aber noch nicht zu spät!

Der demografische Wandel stellt eines der größten Probleme für die Zukunft dar. Einerseits wird erwartet, dass die Bevölkerung in Deutschland abnimmt. Nahezu parallel dazu wird die Anzahl der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter abnehmen. Andererseits nimmt die Zahl der aus dem Berufsleben ausscheidenden Personen zu. Die daraus resultierenden Auswirkungen - wie der Fachkräftemangel - wird auch vor der Energie- und Wasserwirtschaft nicht Halt machen. Als Antwort darauf bedarf es zukunftsorientierter Maßnahmen zur Nachwuchsgewinnung und Kompetenzsicherung beim technischen Fachpersonal.

Bevölkerungsvorausberechnung (Quelle: Statistisches Bundesamt)

Download-Link: Hier können die kompletten Ergebnisse der Mitgliederbefragung 2024 kostenfrei heruntergeladen werden.

Aufgrund der aktuellen Fachkräftesituation rückt das Thema „Qualifizierungs- und Bildungsbedarfe“ für viele Versorger und Unternehmen immer mehr in den Vordergrund. Neben der Herausforderung geeignetes Personal für die vielfältigen Aufgaben in der Energiewirtschaft zu gewinnen, wird es immer wichtiger, das vorhandene Personal zu binden und fachlich fortzubilden. Dabei gilt es für die unterschiedlichen Zielgruppen (Quereinsteiger, Spartenfremde, Fachkräfte/Facharbeiter, Meister, Techniker, Ingenieure etc.) passgenaue Bildungsangebote zu finden.

Der AGFW bietet mit seinen fachlichen Fortbildungen im Handlungsfeld Fernwärme jährlich über 130 Veranstaltungen zur Qualifizierung und Bildung an (vgl. auch hier). Im Rahmen der Mitgliederbefragung 2024 konnten unsere Mitglieder ihre Bedarfe spezifizieren und uns dabei helfen, dass wir auch zukünftig geeignete Bildungsangebote zur Verfügung stellen können. 

Ergebnis der Mitgliederbefragung

Von den 91 Rückmeldungen kommen ca. 60 % aus Versorgungsunternehmen. Bei fast 30 % der Versorgungsunternehmen befindet sich Fernwärme im Neuaufbau. Insgesamt haben ca. 97 % der Befragten einen fachlichen Fortbildungsbedarf für ihr Personal geäußert.

Die Rückmeldungen ergeben, dass die aktuellen Bildungsangebote nicht alle Bildungsbedarfe abdecken. Beispielsweise wünschen sich 95,7 % der Befragten mehr fachliche Fortbildungsangebote für die Zielgruppe Meister, Techniker, Ingenieure. Die folgenden Prozentangaben machen deutlich, dass sich die Befragten sowohl für alle aufgeführten Zielgruppen als auch für alle genannten Wissensniveaustufen mehr fachliche Fortbildungen wünschen:

Zielgruppen:

  • Quereinsteiger, Spartenfremde mit 83,6 %

  • Fachkräfte/Facharbeiter mit 83,6%

  • Meister, Techniker, Ingenieure mit 95,7 %

Wissensniveaustufen:

  • Grundlagenwissen mit 91,3 %

  • Fortgeschrittenenwissen mit 98,9 %

  • Expertenwissen mit 93,6 %

Bei der Frage nach gewünschten Bildungsformaten hat sich gezeigt, dass der Bedarf an allen drei aufgeführten Formaten sehr hoch ist. Auch wenn der Wunsch nach Präsenzformaten mit 95,7 % tendenziell am höchsten ist, so wird deutlich, dass Online-Formate und Blended-Learning-Formate ebenfalls verstärkt gewünscht werden.

Bildungsformate:

  • Präsenz-Formate mit 95,7 %

  • Online-Formate mit 92,4 %

  • Blended-Learning-Formate mit 89,1 %.

Die Mitgliederbefragung beinhaltet weitere Differenzierungen und kann hier komplett mit allen Ergebnissen heruntergeladen werden. Die Ergebnisse werden für die zukünftige Konzeption und Planung der AGFW-Fortbildungsangebote herangezogen.

Bei welchen Themen wünschen sich Versorger und Unternehmen in der Fernwärme Unterstützung?
 

Hintergrund und Rahmen der Mitgliederbefragung

Beim Thema Fachkräfte sehen sich viele Versorger und Unternehmen unserer Branche mit einer Vielzahl von Herausforderungen konfrontiert. Auch wenn es unternehmensübergreifend viele Gemeinsamkeiten gibt, so unterscheiden sich allein aufgrund von regionalen Gegebenheiten die konkreten Herausforderungen. Im Rahmen unserer Gremienarbeit im Projektkreis „Personalentwicklung in einer Arbeitswelt 4.0“ haben wir uns gefragt, bei welchen Themen – bezogen auf die aktuelle Fachkräftesituation – können wir unsere Mitglieder unterstützen.

Um eine erste Antwort auf obige Frage zu erhalten, haben wir eine anonyme Mitgliederbefragung durchgeführt. Dabei konnten die Befragten ihre Einschätzung abgeben, ob und in welchem Maße sie beim Thema Fachkräfte Unterstützung wünschen. Zum einen wurden ausgewählte Themen vorgegeben und zum anderen konnten eigene Themen ergänzt werden. Die Vorauswahl der Themen wurde vom Gremium nach folgenden Kriterien getroffen: Erstens, welche Themen erscheinen uns wichtig und zweitens, bei welchen Themen glauben wir zielführend einen Beitrag zur Unterstützung leisten zu können.

Der Zeitraum für die Rückmeldung betrug drei Wochen. Insgesamt haben wir 77 Rückmeldungen erhalten. Die Befragten kamen dabei aus folgenden Bereichen: Geschäftsleitung ca. 44 %, Technikbereich ca. 32 %, Personalbereich 18 %, anderer Bereich ca. 6 %.

Ergebnis der Mitgliederbefragung

In Abbildung 1 sind die genannten Mitgliederbedarfe zu den vorausgewählten Themen dargestellt. Die Prozentwerte in der Grafik beziehen sich auf die 77 erhaltenen Rückmeldungen. Zusätzlich gab es durch die Befragten 11 weitere Nennungen von Themen, welche hier nicht abgebildet sind. Im Rahmen unserer Gremienarbeit werden wir erörtern, welche dieser zusätzlichen Themen von uns sinnvoll bearbeitet werden können.  

 

Engpassanalyse der Bundesagentur für Arbeit

Die Bundesagentur für Arbeit bewertet im Rahmen einer Engpassanalyse einmal jährlich die Fachkräftesituation am Arbeitsmarkt. Anhand von sechs statistischen Indikatoren wird ein Punktewert ermittelt und eine Engpassbewertung vorgenommen. Bei einem Punktewert von >= 2,0 bis 3,0 handelt es sich um ein Engpassberuf.

Im Folgenden sind beispielhaft verschiedene Berufe aufgeführt, welche für die Energiewende insgesamt von wesentlicher Bedeutung sind. In den Berichtsjahren 2021 und 2022 hat die Engpassanalyse für das Anforderungsniveau „Fachkräfte“ folgende Punktewerte ergeben:

  • Tiefbau (2021: 3,0 / 2022: 2,8)
  • Sanitär-, Heizungs-, Klimatechnik (2021: 2,8 / „2022: 2,8)
  • Rohrleitungsbau (2021: 2,7 / 2022: 2,2)

Hier zeigt sich, dass bei vielen, für die Fernwärme relevanten Berufe ein signifikanter Engpass besteht. Die oben beispielhaft angegebenen Werte können auf den Statistikseiten der Arbeitsagentur nachgelesen werden (2021 & 2022).

Zusammenfassung

Gemäß der Engpassanalyse der Bundesagentur für Arbeit (Berichtsjahr 2021) zeigt sich ein deutlicher Engpass für Berufe in unserer Branche. Die Mitgliederbefragung spezifiziert verschiedene Bedarfe bezüglich der Fachkräfte- und Nachwuchssicherung. Bei neun aufgeführten Themen ist das pro Thema ein Durchschnittsbedarf von ca. 75 % (Antworten mit „ja“ oder „eher ja“). Jetzt sind lösungsorientierte Konzepte gefragt, welche die Versorger und Unternehmen in unserer Branche zielführend unterstützen, so dass diese ihren Beitrag für eine adäquate Wärmeversorgung im Rahmen einer effizienten Umsetzung der Energiewende leisten können.



⇒  Ihr Ansprechpartner zu diesem Thema

Stand: 17.03.2025-EU/FGa


Leitfäden & Umsetzungshilfen:

Download-Link Praxisleitfaden:

Hier können Sie kostenfrei den  „Praxisleitfaden – Bildung im Handlungsfeld Fernwärme“ (Stand August 2023) herunterladen.

Fachkräftesituation in der Fernwärme

Der demografische Wandel, die beschleunigte Energie- und Wärmewende sowie die Digitalisierung der Energiewirtschaft wirken sich immer stärker auf die Arbeitswelt aus. Dabei entstehen bei immer mehr Berufen in der Fernwärme signifikante Engpässe (vgl. Engpassanalyse der Bundesagentur für Arbeit 2021 & 2022). An vielen Stellen sind die Engpässe so signifikant, dass aktuell oder zukünftig von einem Fachkräftemangel ausgegangen werden muss.

Aufgrund dieser Fachkräftesituation sehen sich viele Versorger und Unternehmen unserer Branche mit der Herausforderung konfrontiert, technisches Fach- und Führungspersonal zu gewinnen, zu entwickeln und zu binden. Es stellt sich dann die Frage, wie kann für diese Personengruppe der Grundlagenerwerb, der Kompetenzerwerb und die Kompetenzsicherung gewährleistet werden.

Da sich die Kompetenzprofile der Fach- und Führungskräfte nicht nur beim Bewältigen ihrer Aufgaben am Arbeitsplatz entwickeln, ist es sinnvoll, die Kompetenzprofile zusätzlich durch gezielte Bildungsmaßnahmen zu entwickeln, zu festigen und auszubauen.

Praxisleitfaden für die Fernwärme:

Der „Praxisleitfaden – Bildung im Handlungsfeld Fernwärme“ gibt einen Überblick über

  • das Bildungssystem in Deutschland mit Bezug zum deutschen Qualifikationsrahmen (DQR) und zum Berufsbildungsgesetz (BBiG)
  • den Qualifikationsrahmen für technische Fach- und Führungskräfte im Energie- und Wasserfach (QRT)
  • öffentlich-rechtliche Fortbildungen im Handlungsfeld Fernwärme
  • Fortbildungen in Kooperation mit Hochschulen, Unternehmen und Verbänden im Handlungsfeld Fernwärme
  • Bildungsangebote vom AGFW im Handlungsfeld Fernwärme

Aufgrund der vielseitigen Fort- und Weiterbildungsangebote wird es zunehmend schwerer, den Überblick zu regelwerkkonformen und bedarfsgerechten Qualifizierungen von Fach- und Führungskräften zu behalten. Um zukünftig den Überblick zu erleichtern, bietet der Praxisleitfaden mit seiner Bildungsroadmap im Anhang eine Orientierungshilfe.

AGFW-Bildungsroadmap zu AGFW-Fortbildungen

Die AGFW-Bildungsroadmap unterstützt Verantwortliche (Personaler, Führungskräfte etc.) bei der Entwicklung von Schulungsplänen und bedarfsgerechter Qualifizierung. Dabei erhöht sie die Transparenz bei der Sichtung und der Erfüllung der Regelwerkanforderungen an Fach- und Führungskräfte sowie bei der Suche nach geeigneten Bildungsangeboten.

Im ersten Schritt wird die Bildungsroadmap über den Anhang im Praxisleitfaden umgesetzt. Dieser gibt eine Orientierungshilfe, um eine Verbindung zwischen Regelwerkbaustein, Qualifikation und Bildungsangebot zu erkennen. Die Bildungsangebote im Anhang sind vorwiegend technischer Natur. Darüber hinaus bietet der AGFW auch eine Vielzahl von Bildungsangeboten aus anderen Bereichen an.

Generell sind die AGFW-Bildungsangebote auf der AGFW-Homepage unter folgendem Link eingepflegt: https://www.agfw.de/veranstaltungen. Hier kann gezielt nach verschiedenen Bildungsangeboten gesucht werden.

Qualifikationsrahmen für die technische Handlungskompetenz in der Fernwärme-, Strom-, Gas- und Wasserversorgung - Zweite aktualisierte Auflage

Hier können Sie kostenfrei den QRT (Stand Februar 2023) herunterladen.

Herausgeber des QRT ist die DIHK in Zusammenarbeit mit den Verbänden AGFW, DVGW und VDE sowie der Berufsgenossenschaft BG ETEM.

Der QRT dient als Orientierungshilfe zur Einordnung von Fachqualifikationen in unterschiedliche Niveaustufen und beschreibt die jeweils zugehörigen Handlungskompetenzen. Die zweite Auflage des QRT ergänzt die bisherigen Handlungsfelder Strom, Gas und Wasser um das Handlungsfeld Fernwärme. Weiterhin wurden Anforderungen aus der Energie- und Wärmewende sowie der Digitalisierung berücksichtigt und arbeitsschutzrechtliche Aspekte sowie Festlegungen aus dem novellierten Berufsbildungsgesetz (BBiG) von 2020 in die Neufassung eingearbeitet.

Aktueller denn je ist das ursprüngliche Anliegen der Initiative, den Unternehmen in der Energie- und Wasserversorgung eine Orientierungshilfe für die Einordnung der über unterschiedliche Qualifizierungswege erworbenen technischen Handlungskompetenzen von Fach- und Führungskräften zu geben.

Viele Unternehmen haben ihre Netzbereiche inzwischen spartenübergreifend ausgerichtet und benötigen zunehmend Fach- und Führungskräfte, die über spartenübergreifende Mehrfachbefähigungen für die sach- und fachgerechte Ausführung von Arbeiten an fernwärme-, strom-, gas-, und wassertechnischen Anlagen verfügen. Die dafür notwendigen Handlungskompetenzen reichen von einer Teilbefähigung für festgelegte Arbeitsgebiete/Aufgabenbereiche bis zu einer gesamtverantwortlichen Führungsbefähigung. Parallel steigt die Auswahlverantwortung der betrieblichen Vorgesetzten für die Übertragung von Arbeiten und Aufgaben an die so qualifizierten Mitarbeitenden.

Wichtigste Grundlage des QRT sind die Regelwerke der beteiligten Verbände für die Qualifikation von technischen Fach- und Führungskräften, und zwar AGFW-FW 1000 (A), DVGW-G 1000 (A), DVGW-W 1000 (A) und VDE-AR-N 4001 (S 1000). Der QRT übernimmt die Forderungen, Festlegungen und Begriffe aus diesen Regelwerken sowie weiteren zentralen Vorschriften, Normen und technischen Regeln und führt sie zentral zusammen. Daraus ergibt sich das Herzstück des QRT, eine Kompetenztabelle mit sieben Niveaustufen, welche die technischen Handlungskompetenzen beschreibt, die Fach- und Führungskräfte bei Arbeiten in der Fernwärme-, Strom-, Gas- und Wasserversorgung benötigen.