Grüne Fernwärme wichtig für klimaneutrale Wärmeversorgung - Planungssicherheit und geeignete Förderbedingungen benötigt
„Unsere Unternehmen sind bereit, die Herausforderungen der Wärmewende anzugehen. Schon jetzt investieren die Versorger Jahr für Jahr hohe Summen in die Dekarbonisierung und den Ausbau ihrer Wärmenetze. Grüne Fernwärme kann und muss in Zukunft ein wesentliches Standbein für die klimaneutrale Wärmeversorgung in Deutschland sein.“
Grundsätzlich sei das Ziel einer vollständigen Dekarbonisierung der Fernwärme bis 2045 machbar. „Heute stehen wir in der Fernwärme bei 30 Prozent. Zum Vergleich: Im gesamten deutschen Wärmemarkt liegt der Anteil durchschnittlich bei 18 Prozent. Perspektivisch kann die Hälfte aller Haushalte in den Städten mit Fernwärme beliefert werden.“ Beides zusammen, Transformation und Ausbau in einem relativ überschaubaren Zeitraum, sei jedoch ein gewaltiger Kraftakt für Branche und Gesellschaft. Um diese Ziele zu erreichen, seien grundlegend andere Rahmenbedingungen nötig.
Aufstockung BEW auf mindestens drei Milliarden Euro jährlich
„Was wir heute an Unterstützung für die Transformation im Bundesprogramm effiziente Wärmenetze bekommen, ist leider nur der sprichwörtliche ‚Tropfen auf dem heißen Stein‘“, so Roll. „Statt der vorgesehenen drei Milliarden Euro für vier Jahre, benötigen wir ein Fördervolumen von mindestens drei Milliarden Euro pro Jahr, und das langfristig bis 2035.“ Zukünftig müsse auch eine auskömmliche Förderung für Netzinvestitionen gesichert sein, möglichst unabhängig von der Haushaltslage und von der Art der klimaneutralen Wärmeerzeugung.
Strukturelle Hürden beseitigen, um Aus- und Umbau der Fernwärme zu beschleunigen
Außerdem, so der AGFW-Präsident, müssten strukturelle Hürden beseitigt werden. „Das betrifft beispielsweise die erneuerbaren Wärme-Technologien, bei denen die Verfügbarkeit von Flächen ein wichtiges Thema ist. Diese fehlen in den meisten Städten. Hier ist ein Vorrang für den Ausbau der Wärmeversorgung nötig.“ Bei der Erschließung von klimaneutralen Energien wie beispielsweise Geothermie und Abwärme, mangele es zudem derzeit an Instrumenten zur Absicherung von finanziellen Risiken bei Erschließung und Verfügbarkeit.
Wärmelieferverordnung bremst Ausbau der Fernwärme
Definitionen in den verschiedenen Gesetzen müssten klar und widerspruchsfrei sein, so Roll. „Eine kluge und passgenaue Verzahnung aller relevanten Gesetze, Verordnungen und Förderrichtlinien ist essenziell für den Erfolg der Wärmewende.“ Bei den bestehenden Gesetzen und Verordnungen gebe es Schwächen und teilweise Widersprüche, die dringend behoben werden müssten. „Ein Beispiel ist die Wärmelieferverordnung. Sie bremst derzeit den Ausbau der Fernwärme. Eine Novellierung ist dringend geboten.“
Kraft-Wärme-Kopplung ist Garant für Versorgungssicherheit
Nicht aus den Augen verlieren dürfe man derzeit das Thema Kraft-Wärme-Kopplung, so Roll. „Diese Technologie ist der Garant für Versorgungssicherheit auf dem Wärme- und Strommarkt und derzeit das Rückgrat vieler Fernwärmenetze. Ihr Vorteil: Sie ist kompatibel mit zukünftigen Brennstoffen, wie beispielsweise Wasserstoff, und sie steht in den Zeiten zur Verfügung, in denen es mit den fluktuierenden erneuerbaren Energien knapp werden kann.“
Akzeptanz und Verbraucherschutz ist wichtig
Fernwärmekunden sind laut Umfragen mit die zufriedensten Kunden im Wärmemarkt. Neue Fernwärmeanschlüsse kommen heute überwiegend im Wettbewerb gegen andere Beheizungstechnologien zustande. Aber die Rahmenbedingungen verändern sich in der Zukunft. „Wir sind daher gern bereit, an für alle Seiten tragfähigen Lösungen zu arbeiten, um die Zufriedenheit der Fernwärme- Kundinnen und -Kunden noch weiter zu steigern.“
Den Fernwärme-Gipfel versteht der AGFW als Auftakt zu einer noch engeren Zusammenarbeit und einem regelmäßigen Austausch mit der Bundesregierung, dem Bundeswirtschafts- und dem Bundesbauministerium. „Die Fernwärmebranche steht bereit, um ihren Beitrag zum Gelingen der Wärmewende zu leisten“, so AGFW-Präsident Roll abschließend.