AGFW-Expertenkreis „Forschung & Entwicklung“ informiert sich über innovatives Verfahren der Tiefen Geothermie
Tiefe Geothermie ist als erneuerbare Wärmequelle aufgrund der Grundlastfähigkeit und der erreichbaren Vorlauftemperaturen, insbesondere im Oberrheingraben und dem Münchner Molassebecken, f Die meisten Anlagen in Deutschland basieren auf der hydrothermalen Tiefen Geothermie, die zur Erschließung des geothermischen Potenzials Thermalwasser aus Tiefen von z.T. mehreren tausend Metern fördern. Ein erhebliches Risiko bei der Umsetzung eines solchen Projektes stellt das sogenannte Fündigkeitsrisiko dar, d. h. das Risiko eine zu geringe Fördermenge für die Energiegewinnung in der bestimmten Bohrtiefe anzutreffen. Eine zu geringe Fündigkeit wies auch das hydrothermale Geothermie-Projekt in Geretsried zunächst auf, so dass trotz vorhandenem Temperaturniveau im Erdreich kein hydrothermales Geothermie-Projekt umgesetzt werden konnte.
Seit 2019 wirbt eine kanadische Firma mit einem neuen Verfahren zur Erschließung von Tiefen Geothermie, deren Erfahrungen bisher in einer Demonstrationsanlage in Alberta/Kanada gewonnen wurden. Ihr AGFW steht seitdem in Kontakt mit der deutschen Tochter dieses Unternehmens und so wurden bislang die theoretischen Grundlagen sowie erste Betriebserfahrungen in Sitzungen des Expertenkreises „Forschung & Entwicklung“ diskutiert. Nun wird die erste Anlage nach dem EAVOR-LoopTM Prinzip in Geretsried umgesetzt. Dabei unterscheidet sich das innovative Verfahren darin, dass quasi ein Wärmetauscher, ähnlich einer Fußbodenheizung im Erdreich gebohrt wird und dieser geschlossene Kreislauf nicht auf einen permeablen Aquifer im Erdreich angewiesen ist. Die Mitglieder des AGFW-Expertenkreises „Forschung & Entwicklung“ konnten sich noch vor der offiziellen Eröffnungsfeier im August vom aktuellen Stand auf dem Bohrplatz in Geretsried informieren. Die aktuelle Planung geht davon aus, dass der erste Loop Mitte 2024 fertig gestellt sein wird und zunächst zur Stromgewinnung über eine ORC-Anlage genutzt werden kann. Bis Ende 2026 sollen dann drei weitere Loops folgen, die ab Januar 2026 Fernwärme an die Gemeinden Geretsried und Wolfratshausen liefern sollen. Es bleibt abzuwarten, ob diese erste Pilotanlage die vielversprechende und in Simulationen berechnete Performance in Bezug auf thermische Leistung und ökonomische Kennzahlen erreichen wird.